Über das Denken (und
Handeln)
In Manfreds Spitzers Buch
„Selbstbestimmen“ mit dem Untertitel „Gehirnforschung und
die Frage - Was sollen wir tun?“ beschreibt der Professor
für Psychiatrie das Dilemma der heutigen Zeit: Auch, wenn es
nützlich wäre, als Leiter einer Firma über
Motivationspsychologie Bescheid zu wissen oder als Jurist
über die Willensfreiheit, so scheitert es an der Zeit, sich
mit diesen Themen intensiver zu befassen, so dass
Entscheidungen gefällt werden und Handlungen folgen, ohne
darüber Bescheid zu wissen, wie dies geschieht.
Gerade, weil ich zu oft in meinem Leben
die Beobachtung gemacht habe, dass meine Entscheidungen, die
ich treffe, um zu handeln, nicht mit meinen Ideen und
Wünschen übereinstimmen, beschäftigt mich der Hintergrund
unseres Handelns enorm.
Diesbezüglich haben mich Bücher aus den
unterschiedlichsten Fachbereichen geradezu magnetisch
angezogen, die, als welches Puzzelteil auch immer, dieses
große Gebiet der Fragestellung, warum denken wir, was wir
denken, warum handeln wir, wie wir handeln,
erhellen.
Ich habe ein wenig in die Philosophie
hineingeschnuppert und festgestellt, dass die Gedanken, die
sich hier in den unterschiedlichsten Richtungen entwickelt
haben, gar nicht so abstrakt sind und dass die Essenz
etlicher Gedanken Teil unserer Weltenbilder geworden sind,
die sowohl die Wahrnehmung der Welt als auch alles, was der
Wahrnehmung folgt, prägt und dass philosophisches
Gedankengut ebenso wirksam wie Religion werden kann, auch
wenn die Verbreitung von Denk- und Handlungsschemata nicht
so explizit und institutionalisiert geschieht, wie bei
Religionen bzw. Kirchen.
Forschungen zur
Persönlichkeitsentwicklung, über die Prägung durch Genetik,
Evolution, Familie und Umwelt, Bücher über das
Bildungssystem, psychologische Bücher zum Thema
Schattenthematiken, Motivation, Kommunikation, Selbstwert,
Selbstbild, innere und äußere Systeme usw., sie alle
zusammen beleuchten unterschiedliche Aspekte dessen, wer ich
bin und wie und warum ich diese Ich-Sein in Form von
Handlungen manifestiere.
Gerade beim Denken ist natürlich alles,
was sich am Sektor der Neurobiologie tut, inspirierend und
bereichernd, sei es das Wissen, welche Abläufe geschehen
müssen, bevor eine Information überhaupt bewusst wird oder
Wissen um die Entstehung von Spuren durch das Benützen
bestimmter Synapsen, die zu Trampelpfaden oder Autobahnen
werden, wenn man sie mehr oder weniger ausschließlich
benützt, und die Frage danach, wie frei man mit solchen
Autobahnen ist, erneut aufwirft.
Und natürlich sind es die Erfahrungen in
meinem Beruf als Ergotherapeutin, die mich hier in Bewegung
halten, gerade, weil die Alltaghandlungen das Feld ist, in
welchem ich mich bewege, fragend, welche Interventionen ich
setzen muss, um diese Handlungen zu ermöglichen, fragend
danach, was sich ein Mensch im tiefsten Inneren wohl
wünscht, tastend danach, was zufrieden macht oder ein
inneres Gleichgewicht erhält, vor allem, wenn es nicht mehr
in Worten artikulierbar ist oder die Entscheidungsfindung
erschwert ist.
Es sind all die Prozesse, die dem
sichtbaren Handeln voraus gehen, wie Wahrnehmen, Erinnern
und Planen, - Formen des Denkens eben, die für das Gestalten
des Therapieprozessen elementar sind.
Letzten Endes geht es mir aber nicht nur
Selbsterkenntnis, mich oder meine Gegenüber betreffend,
sondern es geht mir um die Gesellschaft und die Faktoren,
die ein Umdenken in dieser Gesellschaft bewirken können.
Wie auch immer das letzten Endes aussehen wird, - wenn der
Physiker Stephen Hawkins die Frage stellt, wie wir die
nächsten 100 Jahre überleben werden, dann wäre meine
Antwort: Umdenken, - damit wir anders handeln können als
bisher.
Manfred Spitzer schreibt: „ Noch nie
wussten so viele Menschen so gut Bescheid und dennoch macht
sich überall Pessimismus breit im Hinblick darauf, wie es
uns wohl in 10, 20 oder 50 Jahren geht.“ Auch wenn er damit
rechnet, dass die Menschen, die sein Buch lesen sollten, es
nicht tun werden, lässt er sich nicht davon abhalten, es
trotzdem zu schreiben, was für mich Ausdruck dessen ist, die
Hoffnung nicht aufzugeben und das Bestmögliche zu tun.
Sofern es nun meine eigene Zeit erlaubt, möchte ich auf
dieser Seite zusammentragen, was ich gelesen habe bzw. wie
sich diese Bücher für mich untereinander in Beziehung setzen
um letzten Endes Neugier auf dieses oder jenes Buch zu
wecken, hier und dort Impulse zum Umdenken zu setzen und
somit mein Bestmögliches zu unserer Zukunft beizutragen.