Gefühle
Gefühle waren
lange Frauendomäne und der Vernunft abträglich.
Psychotherapie, die sich mit emotionalen Innenwelten
beschäftigt, war etwas, worüber man besser schwieg.
Psychosomatische Beschwerden oder Erkrankungen wurden nicht
ernst genommen.
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Inneren, - ein eher
überflüssiger Luxus für Menschen, die zu viel Zeit haben und
nichts Besseres wissen, als Selbstbeschau zu halten.
Zu viele Gefühle haben, zu viel fühlen, beides ist nicht einfach
handhabbar in einer Gesellschaft, die sich die Vernunft so sehr
ausschließlich auf die Fahnen geheftet hat.
Aber die Welt der Gefühle wird langsam rehabilitiert.
Die Hirnforschung weist nach, dass es keine Entscheidung gibt,
kein Unterscheiden von Wichtigem und Unwichtigem, wo nicht das
Limbische System beteiligt wäre. Nur was "emotional" wichtig
ist, gelangt als Information überhaupt in unsere bewusste
Wahrnehmung.
Menschen mit einer Schädigung dieser Zentren haben
Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen.
Handlung bedarf der Motivation, und Motivation bedarf der
positiven Gefühle, bedarf der Neurotransmitter, die
ausgeschüttet werden, wenn Handlung belohnt wird, in welcher
Form auch immer.
Emotional und soziale Intelligenz werden, nachdem sie erst
einmal benannt wurden, langsam als Qualität, als Leistung
wahrgenommen.
Liebe bzw. Kooperation sind entscheidenden Faktoren, die im Lauf
der Evolution nicht nur Überleben sondern vor allem
Weiterentwicklung ermöglicht haben.
Interaktion besteht vor allem aus dem Austausch nonverbaler,
emotionaler Inhalte, nur ein kleiner Teil ist Sachinformation...
Zuwendung, Aufmerksamkeit, körperliche Berührung, subsumiert
unter dem Begriff Liebe haben messbare Auswirkungen auf die
Entwicklung von Intelligenz, die Fähigkeiten, das Leben
konstruktiv zu bewältigen, sie wirken auf unsere Gesundheit ein,
auf das Stresssystem. Und sie sind ein Teil dessen, was Leben
nicht nur lebenswert macht sondern auch verlängert.
Was Gefühle mit uns machen, wird unter anderem auch von unserer
genetischen Grundausstattung mitbestimmt.
Gefühle sind weder Hirnwichserei noch etwas, was nur im Bauch
oder in der Brust stattfindet.
Neurotransmitter lassen uns Emotionen nicht nur körperlich wahr
nehmen sondern diese Transmitter haben gleichzeitig auch
Auswirkungen auf diesen Köper, - die Durchblutung, die
Muskelfunktion, die Belüftung der Lunge, die Herzfrequenz, den
Verdauungstrakt aber auch die Steuerung der Wahrnehmung und
Aufmerksamkeit.
Emotionen manifestieren sich in Körperhaltungen.
Körperhaltungen wirken wiederum zurück auf die Stimmung, die
Wahrnehmung, unser Denken, die Entscheidungen.
Wir bewerten Gefühle an sich: gute, schlechte, angenehme,
unangenehme, wünschenswerte.
Menschen haben mit der Zeit Strategien und Regeln entwickelt,
wie man Gefühle umgeht, wie man sie erkundet, welchen man
Ausdruck gibt, welchen nicht, wie man sie zähmt, diszipliniert,
reguliert.
Gefühle können uns überwältigen, aber durch Achtsamkeitstraining
lernt man als Beobachter zuzusehen, ohne dass man im wahrsten
Sinn von Neurotransmittern überflutet wird. Je mehr Gefühle ein
Schattendasein führen, umso schwieriger handhabbar sind sie, je
mehr sie anerkannt werden, umso mehr verlieren sie an
Eigendynamik.
Die Energie von Gefühlen kann auch in Handlungen freigesetzt
werden, nicht zu letzt in Sport, Kunst, Religion, Politik.
Diese Seite hier ist der Vernetzung der Gefühle mit dem Körper
und dem Verstand gewidmet, aber auch ihren Auswirkungen auf
unsere innere Entwicklung, unsere Beziehungen und den damit
verbundenen Interaktionen sowie den Auswirkungen auf die
Gesellschaft.